Montag, 8. Juni 2015
35 Seemeilen
Aus Stralsund aufgebrochen sind wir mit dem Ziel Kröslin am Übergang vom Greifswalder Bodden in den Peenestrom (Gewässer zwischen MeckPomm und der Insel Usedom). Gelandet sind wir dann in einem kleinen Nest namens Ziemitz am Peenestrom. Aber der Reihe nach.
Ich musste zeitig aufstehen, weil die Ziegelgrabenbrücke über den Strelasund von Stralsund nach Rügen schon um 8:20 Uhr öffnet. Die nächste Öffnung wäre erst um 12:20 Uhr gewesen. Gemeinsam mit einigen anderen Frühaufstehern und Berufsschiffen sind wir dann in den Strelasund eingelaufen.
Bei einem Wechsel aus Sonnen und Wolken war es nicht sehr warm. Aber wir konnten den ganzen Strelasund hindurch segeln und erst im Greifswalder Bodden ließ dann der Wind nach, so dass wir mal für eine halbe Stunde den Motor angeschmissen haben, um nicht auf der Stelle zu stehen. Schon um drei Uhr waren wir dann kurz vor unserem geplanten Bestimmungsort. Da haben wir uns kurzerhand entschieden, doch noch ein paar Meilen weiter zu segeln, nach Wolgast. Wolgast bezeichnet sich selbst als das „Tor nach Usedom“.
Mein Eindruck war, dass alle Usedom-Besucher Wolgast wirklich nur als das Tor nach Usedom nutzen, ohne dort einmal anzuhalten, obwohl der Ort eigentlich ganz nett ist. Der Hafen nicht so. Zumal wir bei unserem Zwischenstopp dort von Möwen angegriffen wurde. Wir kamen uns vor wie in dem Hitchcock-Thriller „Die Vögel“ und konnten uns erfolgreich mit Armen und herumschwenkenden Taschen gegen die Angreifer wehren. Was die wohl hatten?
Also weiter durch die Brücke in Wolgast bis nach Ziemitz. Ein kleiner idyllischer Hafen direkt am Peenestrom.
Die Hafenmeisterin tauchte kurz nach dem Anlegen auf um uns kurz in den Hafen einzuweisen und unsere Bestellung für die Morgenbrötchen entgegen zu nehmen, die Sie dann sogar um 8 Uhr ans Boot geliefert hat. Welch ein Service!
Dienstag, 9. Juni 2015
23 Seemeilen
Nach einer ruhigen Nacht in dem lauschigen Örtchen Ziemitz auf Usedom ging es nach dem Frühstück (mit den frischen Brötchen von der netten Hafenmeisterin, vielen Dank für den Service!) weiter den Peenestrom entlang. Herrliches, schnelles Segeln in einem geschützten Revier. Fast wie in Friesland, meinem Heimatrevier in Holland. Schöner Wind, kaum Welle, brachten für LuMMELs Verhältnisse gute Geschwindigkeiten von 6 Knoten und mehr.
Gestoppt wurden wir dann durch eine Brücke, der Zecheriner Klappbrücke. 2,5 Stunden mussten wir vor Anker warten. Zeit ein wenig zu dösen und einen Kaffee zu trinken, bevor wir die letzten Kabellängen der Peene bis zur Einfahrt ins Stettiner Haff – bei wiederum 6 Knoten – rauschen konnten.
Vorbei an der alten Hubbrücke in Karnin, die seit dem Ende des 2. Weltkriegs dort als „technisches Denkmal“ wohl dem allmählichen Verfall gewidmet ist.
Gegen 19 Uhr waren wir dann fest im Hafen Mönkebude. Ein lustiger Name, wie ich finde. Hier haben sich der Überlieferung nach vor einigen hundert Jahren Mönche nieder gelassen und ein Bude gebaut… Mönche bauen Bude -> Mönkebude. Aber von Mönchen im ganzen Ort keine Spur…
Wahrscheinlich unser letzter Abend in MeckPomm, Morgen geht es dann nach Polen.
Mittwoch, 10. Juni 2015
23 Seemeilen
Nach einer wiederum ruhigen Nacht und einem morgendlichen Joggingausflug in die Wälder bei Mönkebude, sind wir nach einem ausgiebigen Frühstück Richtung Polen aufgebrochen. Allerding fehlte am Anfang noch der Wind, so dass wir die ersten 2 Stunden der Tagesetappe unter Motor zurücklegen mussten. Diese Windlage, also KEIN Wind, nennt der Segler „Ententeich“. Kaum ein Lüftchen kann das Wasser und schon gar kein Boot (sei es noch so klein) in Bewegung setzen. Dann brieste der Wind jedoch auf 3 Beaufort auf und wir konnten die Segel setzen.
Das Stettiner Haff scheint ein fischreiches Revier zu sein. Jedenfalls mussten wir zeitweise einen richtigen Slalom zwischen den Fischernetzen machen. Um 14.10 Uhr erreichten wir mit der Fahrwassermitteltonne „Haff“ die deutsch-polnische Grenze und ich konnte die erste von geplanten 8 Gastlandflaggen unter der Steuerbordsaling setzen. (Ein Selfie unter erschwerten Bedingungen bei ca, 20° Schräglage!! Wo ist bloß meine Schwimmweste?)
Nach einer weiteren Stunde erreichten wir dann die Einfahrt in die „Kaiserfahrt“. Sie ist ein Verbindungs-Kanal des Stettiner Haffs mir der Ostsee bis Swinemünde und nutzt zum Teil das Flussbett der Swine. Leider konnten wir im Kanal nicht segeln, da uns der Wind genau auf „der Nase stand“. Um fünf Uhr lagen wir dann im Yachthafen Swinemünde. Und wen entdeckte ich später auch im Hafen? Die „große Lümmel“, von der ich schon in Stralsund berichten konnten…
Nun sind wir auf der dritten deutschen Ostseeinsel. Nach Hiddensee und Rügen nun Usedom. Klar, dass morgen ein Hafentag eingelegt wird und eine weitere Inselerkundung gestartet wird.
Donnerstag, 11. Juni 2015
0 Seemeilen, ca. 30 Fahrradkilometer
Ein Tag auf Usedom. Ok, nicht ganz Usedom. Nur die „Kaiserbäder“. Die „Kaiserbäder“ sind die Orte Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Verbunden sind die Ostseebäder dazu noch mit dem polnischen Ostseebad Swinemünde, unserem derzeitigen Standort. Daraus ergibt sich eine grenzüberschreitende Strandpromenade mit einer Länge von rund 12 Kilometern, damit ist sie die längste Strandpromenade Europas. Daher wird sie auch die Europapromenade genannt. Kurz hinter Swinemünde hatten wir dann wieder für ein paar Stunden deutschen Boden unter den Füssen.
Da stehen schon ein paar prächtige Villen in den alten Seebädern. König Friedrich Wilhelm der III hat Heringsdorf seinen Namen gegeben. Bei einem Besuch auf der Insel Usedom 1820 wurde er auf die Fischersiedlung mit einer Heringspackerei aufmerksam gemacht und wollte Sie dann auch gleich besuchen. Bei diesem Besuch wurde er dann gebeten, dem Dorf doch einen Namen zu geben. Und was liegt da näher als Heringsdorf für eine Heringspackerei!
Die ganze Nordküste von Usedom ist ein ewig langer Strand. Über 42 km erstreckt sich der feine Sandstrand, den man getrost als „Eieruhr-Sand“ bezeichnen kann, so fein ist der und in den Schuhen hat man noch lange etwas davon…
Morgen geht es weiter an der pommerschen Ostseeküsten entlang. Unser Ziel ist der Ort Dziwnow rund 18 sm Richtung Nord-Ost. Die Wettervorhersage ist super, warm und sonnig. Nur der Wind will nicht mitmachen. Er ist aus Nord-Ost vorausgesagt, genau in diese Richtung wollen wir… Schaun‘ mer mal!
Herzlichen Glückwunsch zum Erreichen von Polen.
Ich lese deine ausführlich und reich bebilderten Berichte immer gerne, sobald ich Gelegenheit dazu habe.
Gruß
Sailing -Rainer
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Ich freu mich so!! Wäre am liebsten jetzt schon dabei.
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Hallo ihr lieben, super Reisebeschreibung, tolle Bilder, danke. Ich Drück euch.
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Hallo Rainer,
Schöne Impressionen von der Ostseeküste, die ich als Berliner in dieser Gegend gut kenne. Wünsche dir weiterhin viel Sonne, mehr weiß aus der „richtigen“ Richtung und immer eine handbreite Wasser unterm Kiel 😉
LG, Dirk
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Wünsche dir natürlich WIND aus der richtigen Richtung #autokorrekturfail
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Hallo Rainer,
deine Segel-Ostseereise ist ja eine richtige Geschichts- und Kulturreise, diese Kombination gefällt mir sehr gut. Deine Bilder und Beschreibungen sind sehr eindrücklich und kurzweilig, somit freue ich mich auf den nächsten Beitrag! Bin schon ein bißchen neidisch!
Viele Grüße an euch Beide und immer guten Wind
Erwin
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Hallo Erwin, hoffentlich halten meine kulturellen Ausführungen auch immer dem Faktencheck Stand 😉
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Das sind sehr schöner Reiseberichte. Weiterhin viel Spaß und viel WInd und Sonne!
Liebe Grüße
Jörg
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Hallo Jörg (ich vermute mal Cloudt?), bis bald in Stockholm!
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Hi
Bist du abgetaucht?
Bin jetzt Arholma und morgen vermutlich Mariehamn
Fair winds
Sailing-Rainer
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Nene, bin jetzt in Leba. heute abend kommen neue Meldungen!
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