Eiderenten? æðrenten!

Bald sollten wir die Eider erreichen. Aus Brunsbüttel ca. 40 km den Nord-Ostsee-Kanal in Richtung Kiel bis zum Abzweig in den Gieselaukanal, der die Eider via Gieselauschleuse mit dem „Kiel-Kanal“ verbindet. Besonders gespannt waren wir natürlich darauf, eine Eiderente zu entdecken. Unweigerlich stellten wir uns dann natürlich die Frage, wie denn die berühmte Eiderente wohl aussieht und was besonders an ihr ist, weil sie ja wohl nur an der Eider anzutreffen ist.

Eine kurze Recherche bei Wikipedia brachte dann eine große Enttäuschung an den Tag. Die Eiderente hat ihren Namen nicht daher, dass ihr vorwiegender Lebensraum die Eider wäre, sondern weil ihre Daune, die für großen Schlafkomfort sorgt, im isländischen æðr heißt. Was bei uns gesprochen eben wie Eider klingt und sich daher dieser Name bei uns eingebürgert hat. Auch wenn es am Wattenmeer eine kleine Population der Eiderentge gibt, ist ihr vornehmlicher Lebensraum jedoch die arktische Atlantik- und Pazifikküste. Soweit die kleine Vogelkunde 😉

Nach unserem frühmorgendlichen Abschied aus Hamburg ging es mit der Strömung die Elbe wieder herunter. Ganz bis Brunsbüttel würden wir es mit dieser Tide wohl nicht schaffen. Dazu hätten wir nochmal 3 Stunden eher aufstehen müssen. Daher planten wir zur Niedrigwasserzeit einen Ankerstopp hinter dem Pagensand, einer Insel in der Elbe bei Seestermühe an der Mündung der Pinnau und Krükau ein, um das auflaufende Wasser abzuwarten und mit dem nächsten Ebbstrom weiter nach Brunsbüttel zu ziehen. Mussten wir die erste Etappe bis zum Pagensand mangels Wind unter Motor absolvieren, konnten wir die 2 Etappe mit der Strömung herrlich die Elbe hinunterkreuzen.

Ich hatte mir das Kreuzen durch das Elbe-Fahrwasser deutlich stressiger vorgestellt, da man doch immer wieder auf ein- und auslaufenden Frachtverkehr achten muss. Ich war davon ausgegangen, dass dieser das Segeln deutlich erschweren würde. Aber mit ein wenig Sorgfalt und vorausschauenden Manövern war es eine herrliche Segelei und Dank Strömung mit Geschwindigkeiten mit tlw. um die 8 bis 9 Knoten, die dann dann kurz vor der Schleuse in den NOK jäh endete. Schade, es hätte noch ewig weitergehen dürfen, aber nun mussten wir durch die Schleuse, in die wir auch ohne nennenswerte Wartezeit einlaufen konnten. Nach der Schleuse ging es dann direkt in den Yachthafen Brunsbüttel. Auch wenn der Ort nicht viel zu bieten hat, war es einer der interessantesten Liegplätze, wo wir bisher waren. Keine zehn Meter und nur durch eine niedrige Spundwand getrennt, laufen alle Arten von Schiffen in die Schleuse ein. Bestes Hafenkino!

Trotz des auch nächtlichen Betriebs an der Schleuse hatten wir eine ruhige Nacht in Brunsbüttel und machten uns nach ein paar Besorgungen am späten Vormittag auf den Weg zur Eider. Nach dem Passieren der Gieselauschleuse und einer weiteren Schleuse in Lexfähre wurde es Zeit, einen Platz für die Nacht zu suchen. Heute Nacht sollte es kein Hafen werden, sondern wir wollten an einer schönen und breiten Stelle der Eider einen schönen Ankerplatz suchen und die Nacht bei sehr ruhigem Wetter und quasi Windstille auf dem Wasser verbringen. Diesen fanden wir dann auch bald hinter der Schleuse von Lexfähre in einer breiten Schleife der Eider auf ca. 6 Meter Wassertiefe. Eine herrliche Ruhe an diesem Platz weit ab von Zivilisationslärm, nur umgeben von Schilf und Bäumen und einem teilweise strengen, ich nenne es mal landwirtschaftlichen Geruch…. Insbesondere am nächsten Morgen beim Sonnenaufgang im Nebel wurde die ganze Idylle des Ortes deutlich.

Morgenbad, Frühstück und weiter ging es es durch die beschauliche Flußlandschaft der Eider. Ein Angeler nach dem anderen versuchte am Ufer sein Glück. Zwischendurch ein paar Stellen, an denen auch Wasserskiläufer auf ihre Kosten kommen konnten und immer wieder kleine Anlegestellen für die Motorboote, die meist in der Eider beheimat sind. Segelboote sind an den Stegen eher die Ausnahme.

Schlagartig änderte sich die Flußlandschaft, nachdem wir durch die Schleuse in Nordfeld von der tidenfreien Binneneider in die Gezeiteneider geschleust waren. Zum einen hatten uns Ebbe und Flut nun wieder und zum anderen war plötzlich der grüne Saum des Flußlaufs aus Schilf und Bäumen verschwunden. Links und rechts der bei Ebbe nun trockenfallenden Eider prägten Deiche und Pricken von nun an das Bild. Bis nach Friedrichsstadt, einem Holländerstädtchen mitten in Schleswig-Holstein, sollte uns die Eider heute noch tragen. Aber daraus wurde nichts. Als wir gegen 15:00 Uhr an der Schleuse zum Stadthafen ankamen, mussten wir feststellen, das am Samstag nur von 17:00 bis 18:00 Uhr geschleust wird. Solange warten wollten wir nicht (es gibt dort auch keinen Wartesteiger!), also mussten wir noch rasch weiter, um den nächstmöglichen Hafen in Tönning noch bei ausreichender Wassertiefe zu erreichen. Mit noch 20 cm Wasser unter dem Kiel machten wir dann am frühen Abend im historischen Hafen von Tönning direkt neben dem alten Packhaus fest. Hier sollten wir nun die nächsten beiden Tage verbringen und mit schöner Regelmäßigkeit alle 12 Stunden bei Ebbe in den weichen Sand einsinken, was allerdings zu ein wenig Schräglage des Schiffes führte und es damit beim Essen und Schlafen alles ein wenig ungewohnt machte.

An Tag 1 in Tönning holten wir nun das nach, was uns durch die Schleuse am Vortag verwehrt wurde. Ein Besuch in Friedrichstadt. Allerdings nicht mit dem Boot, sondern mit zwei Leihrädern, die wir uns tatsächlich an einem Sonntag in Tönning ausleihen konnten. Friedrichstadt wurde im 16ten Jahrhundert von Holländern erbaut, die in ihrer Heimat wegen ihres protestantischen Glaubens verfolgt wurden und an der Eider einen Ort fanden, an dem sie Ihre Religion frei ausüben konnten. Und tatsächlich fühlt man sich ein wenig in eine niederländische Kleinstadt versetzt. Treppengiebelhäuser und Grachten prägen das schöne Bild der Stadt. Und das wir es am Vortag nicht in den Hafen von Friedrichstadt geschafft hatten, bedauerten wir aber nicht. Der Hafen hat bei weitem nicht das Flair des historischen Hafens von Tönning.

Tag 2 nutzen wir für einen Besuch per Bahn in der Windsurfermetropole St. Peter-Ording. Auch wenn am Tag unseres Besuches null Wind war und damit auch weit und breit kein Surfer zu sehen war, so hatten wir einen schönen Tag an den unendlich lang und breit erscheinenden Stränden und im vom Tourismus geprägten Ort.

Über die Eider gäbe es noch viel zu berichten. Z.B., dass sie über den Schleswig-Holstein-Kanal schon vor dem Bau des NOKs die erste Verbindung zwischen Nord- und Ostsee quer durchs Land war. Oder, dass bereits die Wikinger die Eider via Schlei ,Schleswig und Treene zum Transport von Waren nutzten. Morgen soll es aber nun weitergehen. Der Wecker ist auf 3:30 Uhr gestellt und mit dem ablaufenden Wasser soll es gegen 4:30 Uhr und der ersten Dämmerung durch die letzte Eider-Schleuse am Eidersprerrwerk gehen, dem Übergang von der Gezeiteneider in die Ausseneider und weiter Richtung über die Nordsee nach Amrum. Davon bald mehr!

4 Gedanken zu “Eiderenten? æðrenten!

  1. Ulrich Stobbe

    Schöner Bericht … in Friedrichstadt und Tönning waren wir auch schon … als wir in SPO waren … viel Spass noch!

    Von der neuen AOL-App für iOS gesendet

    Gefällt 1 Person

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