Freitag, 26.6.2015
120 Seemeilen (Nachtfahrt)
Nach einem schönen letzten Abend in Danzig mit meinem angereisten Freund Peter haben wir uns dann am Freitagmorgen gegen 10 Uhr uns auf den Weg gemacht. Kurz vor uns haben Reinhart und Doris mit ihrer Carpe Diem die Marina Gdansk verlassen und sich wieder auf den Weg Richtung MeckPomm gemacht. Wir haben zwei nette Abende in Danzig miteinander verbracht. Vielen Dank! (Keine Fotos, vergessen die Fotoerlaubnis einzuholen…)
Nachdem wir dann noch unsere Dieselvorräte komplettiert hatten ginge es die Weichsel herunter Richtung Danziger Bucht. Wieder vorbei an der Danziger Werft, der Westerplatte und allerlei anderen historischen und industriellen Orten. Die ersten zwei, drei Stunden auf der Danziger Bucht war Motorfahrt angesagt. Mal wieder Ententeich.
Dies sollte sich aber bald ändern. Stetig stieg der Wind von null auf zeitweilig bis zu 6 Bft. aus NW Richtung an, so dass wir hoch am Wing aus der Danziger Bucht ausfahren konnten. Den Versuch, einen defekten Stromanschluss meines Funkgerätes zu reparieren, mussten wir aufgrund des Seegangs einstellen. Wie schnell sich doch eine Welle von 1 bis 1,5 Metern sich aufbauen kann, die das Boot dann ganz schön in Bewegung hält 🙂
Ich hatte einen Kurs abgesetzt, der uns auf ca. 2 Seemeilen an die 12-Meilen-Seegrenze der russischen Enklave Kaliningrad vorbeiführen sollte. Wir waren gespannt, ob wir unbehelligt von russischen Manövern in den internationalen Gewässern unserer Wege gehen konnten. Wir konnten! Bis auf ein auftauchendes und unbeleuchtetes U-Boot in sicherer Entfernung in der Morgendämmerung haben wir von russischen Schiffen oder Manövern nix gesehen. Es wurde in den polnischen Häfen von einigen Seglern erzählt, man müsse bei Manövern der russischen Marine auch in internationalen Gewässern teilweise meilenweite Umwege machen. Wir aber glücklicherweise nicht. Irgendwann konnte man dann auch eine kleine, weit entfernte Landzunge von Königsberg sehen, die ich natürlich fotografieren musste, ist Königsberg doch ein Teil meiner Herkunft. Meine Mutter wurde dort geboren und ist als 12 jährige dann als Flüchtling mit ihrer Familie ins Ruhrgebiet gekommen.
Nach einer kurzen Nacht, so richtig dunkel war es nur von 23:00 bis 2:00 Uhr, aber auch da brachte der Mond noch einiges an Licht und zwischen Peter und mir abwechselnden Schlafphasen, hatten wir dann ein ausgiebiges Frühstück auf See und ich konnte die zweite Gastlandflagge der Reise setzen. Litauen, eine schöne bunte Flagge!
Gegen 12 Uhr am Mittag waren wir dann nach rund 26 Stunden und 135 Seemeilen in Klaipėda angekommen. Vier Stunden davon lief der Motor, die ganze restliche Zeit sind wir mit durchschnittlich 4,5 bis 6,5 Knoten bei Winden zwischen 3 und 5 Bft., anfangs Böen bis 6, gesegelt. Geil war es!
Nach der Ankunft und einer kurzen Erfrischung haben wir dann einen Rundgang in Klaipėda unternommen. Das frühere Memel bietet neben sozialistischer Baukultur auch einige nette Ecken in der nach dem Krieg wiederaufgebauter Altstadt.
Sonntag, 28. Juni 2015
25 Seemeilen
Der Plan war ja eigentlich, die Kurische Nehrung per Busfahrt nach Nida bis kurz vor der russischen Grenze zu besuchen. Kurzfristig haben wir uns dann doch entscheiden, die ca. 25 Seemeilen nach Nida mit LuMMEL zu fahren. Es hat sich gelohnt. Kurz hinter Klaipėda, vorbei an einigen Boots-Anglern, die den Haff-Zander in Visier hatten, ging es entlang der Nehrung Richtung Süden. Leider kein Wind, also eine Motorfahrt. Es ging sowohl vorbei an bewaldeten Teilen als auch an herrlichen Dünenlandschaften. Eine sehr kurzweilige, 5-stündige Bootfahrt.
In Nida angekommen, hatten wir dann einen Liegeplatz direkt vor dem Panorama der zweitgrößten Düne Europas, die auch Ziel unseres Spaziergangs war. Die Düne wandert jedoch nicht mehr, anders als die größte Düne Europas Dune de Pilat in Frankreich oder die schon auf meiner Reise besuchte Wanderdüne in Leba, Polen. Die Wanderung der Düne wurde durch Eingriffe gestoppt. Ergebnis ist nun, dass sie immer kleiner wird… Man hat von oben einen schönen Blick auf die Haffseite der Düne in Richtung Kaliningrad.
Danach ging es einmal quer über die Nehrung auf die Ostseeseite. Das sind an dieser Stelle nur 1,5 km. Und dann am Strand entlang bis es nicht mehr weiter ging. Russland!.Wir haben uns gefragt, wie weit wir wohl hätten gehen können, bis uns jemand aufgehalten hätte. Ich hätte es gerne mal ausprobiert… Auch auf der Kurischen Nehrung – wie schon in Polen – herrliche Ostseestrände, die mich dann auch ein erstes Mal in diesem Urlaub zu einem Bad in die Ostsee gelockt haben. (Nachdem ich Peter vorgeschickt hatte, das 15° warme Wasser zu testen! Peter mit Beweisfoto, von mir nur die nasse Badehose).
Neben der Litauischen Flagge wehte im Hafen nur die deutsche Flagge. Keine anderen Ausländer waren an diesem Tag im Hafen von Nida zu Gast.
Ob die Angler vom Morgen am Ende des Angel-Tages einen Zander auf dem Teller hatten, vermag ich nicht sagen. Wir hatten ihn aber auf dem Teller. Schon verzehrfertig geräuchert (noch warm, direkt aus dem Ofen!) in einem Lokal direkt am Yachthafen. Zusammen mit frisch geräuchertem Rotbarsch (und später noch Aal), einem Bier und Brot eines der leckersten Essen der Reise bisher.
Morgen geht es wieder zurück nach Klaipėda, obwohl man auf der Nehrung sicher noch gute ein paar Tage verbringen könnte.
Montag, 29. Juni 2015
25 Seemeilen
Heute hatten wir lange geschlafen und sind nach einem guten Frühstück noch losgegangen, um unsere Vorräte auzufüllen. So hatten wir uns erst gegen 13:00 Bootszeit (14:00 Uhr Ortszeit) auf den Rückweg nach Klaipėda gemacht. Uns erwarteten fünf herrlich Segelstunden bei schönem Wind und ohne nennenswerte Welle im Kurischen Haff.
Nun liegen wir wieder im Kastellhafen von Klaipeda und werden morgen weiter nach Norden ziehen. Es wird Richtung Liepāja in Lettland gehen.
Hallo Rainer und Peter,
das sind ja tolle Reiseberichte. Es macht Spaß zu lesen was du (ihr) erlebt und seht.
Ich freue mich von den nächstenb Etappenzeieln zu hören und noch viel mehr
auf die kleine Teilstrecke ab Stockholm.
Viele Grüße, aus dem sonnigen Kroatien
Jörg Cl.
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Hallo Raier und Peter,
das sind sehr schöne Reisberichte und es macht Spaß zu lesen was du (ihr) erlebt und seht!
Ich freue mich von den nächsten Etappen zu hören und auf das kurze Intermezzo ab Stockholm.
Also Mast und Schotbruch
Jörg
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Hört (!) sich wieder toll an!
Bei mir gab es heute leckeres Sauerkrautgemüse mit Mettwurst, aber deine Fische würden mir auch gefallen! Liebe Grüße auch an Peter
Sabine und frank
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Toller Bericht, scheint ja alles zu laufen! Viel Spaß noch, Dein Bruder
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Gut das ihr euch die Fahrt mit dem eigenen Boot nach Nidda gegönnt habt
So ein Erlebnis wirkt nach.
Sailing- Rainer
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Hallo Rainer, ich war gerade 4 Tage zur Tagung an der Ostsee und ich muss zu meiner Schande gestehen, zum ersten Mal in meinem Leben. Es war wunderschön und ich kann Deine Reise jetzt noch besser verstehen. Tolle Berichte, Du hast Deinen Beruf verfehlt. LG Norbert und LIBERTA
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Hallo Rainer,
deine Berichte lenken wunderbar von der Arbeit ab und machen Fernweh pur!
Klasse Schreibstil – Du solltest Reisebuchautor werden – wenn Du wolltest.
Freue mich auf die nächsten Berichte.
Bis dahin weiterhin gute Reise
Michael
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Danke für die Blumen, Michael! Aber nicht zuviel ablenken lassen 😉
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