Von Klaipeda nach Ventspils

Dienstag, 30. Juni 2015
55 Seemeilen

Recht früh um 9:00 Uhr Bootszeit sind wir durch die Brücke aus dem Kastellhafen von Klaipeda ausgelaufen, haben uns ordnungsgemäß per Funk von der Coast Guard Litauens in Richtung Lettland verabschiedet und sind nach der Ausfahrt aus dem Hafenkanal auf Nordkurs gegangen. Anfang mit achterlichem Wind aus Süd-West der nach und nach immer mehr auf West drehte und wir so einen schönen Halbwindkurs mit rund 12 Knoten Wind (3 Bft.) laufen konnten.

Kurz vor der Seegrenze nach Lettland kamen wir an einem Kuriosum vorbei. Dort wurde ein neuer Hafen gebaut (man sieht die „Einfahrt“ auf dem Foto in der Ferne, ca. 7 km entfernt). Schwimmstege, Wasser und Strom am Steg, neue Sanitärgebäude, alles vom Feinsten. Nur hatte man vergessen, dass die Hafeneinfahrt nach Šventoji immer wieder versandet. Also hinter der versandeten Einfahrt ein nagelneuer Hafen, der nur leider nicht mit Schiffen erreicht werden kann. Und alles mit EU-Mitteln gefördert! Nun laufen die Bauarbeiten zu Schaffung einer Hafenmole, die die Einfahrt frei von Sand halten soll. Dann ist der Hafen wahrscheinlich schon wieder renovierungsbedürftig…

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Kurz hinter der vermeintlichen Hafeneinfahrt von Šventoji konnte ich die dritte Gastlandflagge meiner Reise hissen: um ca. 15:00 Uhr tauschte ich die litauische Flagge gegen eine lettische Flagge aus.

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Ich bin unterwegs immer wieder erstaunt, wie wenige Segelschiffe sich hier in diesem Revier befinden. Auf der 55-Seemeilen-Reisen von Klaipėda nach Liepāja begegneten uns gerade mal zwei weitere Segler. Der eine fuhr mit uns gemeinsam aus Klaipėda aus, der andere kam uns auf halben Weg  entgegen.

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Gegen 21:00 Bootszeit haben wir dann in Liepāja festgemacht.

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Mittwoch, 1.7.2015
42 Seemeilen

Bevor es heute Morgen auf den Weg nach Pavilosta ging, haben wir uns noch ein wenig in Liepāja umgeschaut und eingekauft. Eine recht nette Hafenstadt. Ein bunter Mix aus alten Häusern, sozialistischer Architektur und modernen Elementen. Auf jeden Fall eine lettische Großstadt, die recht ruhig wirkt und einen wenig hektischen Eindruck auf mich gemacht hat. Und sie hat natürlich auch eine, nein mehrere Kirchen. Aber eine hat einen Turm, den man auch erklimmen kann. Und da sind wir natürlich hoch. Vom Turm der Dreifaltigkeitskirche hat man einem schönen Rundumblick um Liepāja. Es ist eine protestantische Kirche, die für die ehemals deutsche Bevölkerung von Liepāja errichtet wurde, wie auch einige Inschriften belegen.

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Nach unserem kleinen Rundgang und den Einkäufen ging es dann wieder auf See. Bei Wind aus Nord mit Bft. 2 bis 4 hatten wir heute einen Kreuzkurs vor uns, da auch unsere Etappenziel Pavilosta nördlich von Liepāja lag. So wurden aus 29 Seemeilen direkter Weg rund 42 Seemeilen auf dem Kreuzkurs. Auch heute begegneten uns kaum Schiffe. Eines, das vor uns den Hafen verlassen hatte kam uns wieder entgegen auf dem Weg zurück nach Liepāja. Sie hatten technische Probleme, wie ich auf Funk-Anfrage erfuhr. Einen zweiten Segler sahen wir aus weiter Ferne Richtung Süden ziehen. Sonst nichts. Keine Fischer, keine Frachter, nur wir und die Ostsee und ein gelgentliches Fischernetz. Und herrlicher blauer Himmel mit angenehmen Temperaturen.

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Nach 10 Stunden „Am-Wind-Segeln“ sind wir dann in Pavilosta angekommen. Ein netter, ruhiger Ferienort mit einem Fischereihafen und ein paar Restaurants, die aber leider allesamt schon geschlossen hatten. Also war nach dem Bewundern eines herrlichen Sonnenuntergangs noch „Selberkochen“ angesagt.

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Morgen kommt dann die letzte gemeinsame Etappe mit Peter. Diese wird uns nach Ventspils führen. Von dort wird Peter mit der Fähre zurück nach Travemünde fahren und ich einen Abstecher per Bus nach Riga machen, wo ich auf meine neue Crew, Niels und Susanne, treffen werde.

Donnerstag, 2. Juli 2015
35 Seemeilen

In Pavilosta wäre ich gerne ein wenig länger geblieben. Neben dem herrlichen Strand, netten Nachbarn am Steg hätte man gut eine Radtour ins Hinterland machen können oder eine Kanufahrt auf dem in Pavilosta in der Ostsee mündenden Fluss Saka. Ein Grund mehr, irgendwann noch einmal dort hin zu fahren! Wir aber wollten weiter nach Ventspils, da Peter morgen früh die Fähre nach Travemünde nimmt und ich mit dem Bus nach Riga fahre.

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Für unsere Abreise aus dem netten Örtchen wurden wir aber reich belohnt! Allerdings war die Wettervorhersage für heute zunächst gemischt. Für den ganzen Tag war herrlicher Sonnenschein angesagt, in Sachen Wind leider nur „schwacher Wind, umlaufende Richtungen“. Für Segler heißt das im Allgemeinen unliebsames Motor fahren. Nun denn. Als wir uns dann aber auf den Weg machten und die Hafenausfahrt passierten, wurde aus einer anfänglichen, leichten Briese ein schöner Segelwind von 3 Bft. aus stabiler westlicher Richtung. Auf unserem Kurs Richtung NNO ein idealer Wind, um mit meinem Leichtwindsegel (ein sog. Blister, so ein buntes, großes Segel) LuMMEL Flügel zu verleihen. Na gut, so +/- 5 Knoten sind wir dann den meisten Teil der Strecke gesegelt. Fliegen ist sicher anders… Aber richtig schön in der Sonne im Bugkorb zu sitzen und dem Rauschen der Wellen zuzuhören…

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Ca. 10 SM vor dem Hafen schlief der Wind dann leider wieder ein und wir haben für die letzten 1,5 Stunden den Motor angemacht. Kein besonders reizvoller Hafen in Ventspils. Und der bisher teuerste mit 20 € pro Nacht…

4 Gedanken zu “Von Klaipeda nach Ventspils

  1. Anonymous

    Hallo Rainer,

    Urlaub ist ja eine feine Sache, aber Reisen ist dann doch ein ganz anderer Schnack und das merkt man an Deinem Blog und an Deinen Bildern mal wieder ganz deutlich! Ich bin schon auf die ersten Fotos von Fjorden gespannt, aber bis dahin ist es ja noch etwas hin…
    Ich mache dann in drei Wochen einen „Kurzurlaub“ und besuche meinen Bruder am Wochenende auf seinem neuen Segelschiff.

    Immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel,
    wünscht Roland

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    1. sylummel

      Hi Roland, ich weiss gar nicht, ob ich in Schweden und Finnland an Fjorden wie in Norwegen vorbeikommen werde… Aber auf die Schären in Finnland und Schweden freue ich mich auch schon sehr!

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  2. Pingback: Baltikum2016. – #WOLFFontour

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