Montag, 6. Juli 2015
180 Straßenkilometer
Zunächst gibt es noch einen Nachtrag zu vorgestern. Zu der Überfahrt von Ventspils in den kleinen Hafen Montu. Da hat sich meine Mitseglerin Susanne beschwert… Deshalb hat Sie nun das Wort:
„Die lapidare Äußerung von Rainer …komplette Motorfahrt in eine weitere „Weiße Nacht“ des Baltikums… traf nicht ganz das, was ich erlebt habe. Zunächst einmal die Fahrt in die Nacht, der rotglühende Sonnenuntergang und der ebenfalls rotschimmernde Mondaufgang mir einer Stille, die nur durch das leise Plätschern des Wasser gestört wurde. Es sind tatsächlich weiße Nächte, denn bis zum Erwachen des Tages verbleibt ein dauernder weißer Schimmer am Horizont.
Umso spannender wurde die Fahrt dadurch, dass neben dem Plätschern des Wassers plötzlich laute Geräusche eines Schwarms von jagenden Kormoranen das Boot umgaben. Anfangs dachten wir an eine Delfin- oder Schweinswalfamilie die uns besucht, aber da war wohl nur der Wunsch Vater des Gedankens, denn wie wir nachher erfuhren, gibt es in dieser Region kaum Delfine und Schweinswale.
Wie auch immer, für mich ein unvergessliche Nachtfahrt auf dem Wasser!“
Unser Ausflug auf die Insel Saareemaa war leider von viel Wasser gekennzeichnet. Nicht weil Saareemaa eine Insel ist, nein, es hat leider den ganzen Tag geregnet… Wir hätten hier wirklich sehr schöne kürzere und auch längere Trails machen können. Z.B. zu Fuß auf die Insel Vilsandi im gleichnamigen Nationalpark im Nordwesten der Insel. Eine Wanderung von rund 8 Kilometern, die sowohl über befestigte Wege aber teilweise auch durch flache Uferstellen führt, die zwischen einigen kleinen Inseln auf dem Weg nach Vilsandi führen. Da man hier teilweise bis zur Hüfte durch Wasser watet, nichts für 17° und Regen. Oder an der Steilküste „Panga Pank“. Sie erstreckt sich über ca. 3 km mit einer Höhe von 25 Metern im Norden der Insel. Auch der achtgrößte Meteoritenkrater der Welt wäre einen längeren Aufenthalt wert gewesen. Aber bei Bindfaden-Regen auch kein reines Vergnügen…
Aber einen Turm zum Besteigen haben wir auf der Insel gefunden: :-). Der Glocken-Turm der St. Michaels-Kirche in Kihelkonna. Nachdem uns eine nette, ältere Einwohnerin des Ortes eine kostenlose Führung der Kirche zu Teil werden ließ, durften wir auch noch auf den Glockenturm steigen. Zu Sowjet-Zeiten fungierte dieser auch als Leuchtturm, wie uns Hinterlassenschaften ganz oben im Turm gezeigt haben. Sicher hätten man bei guten Wetter einen schöneren Blick auf den Nationalpark Vilsandi…
Auf jeden Fall hat die Insel einiges zu bieten, Insbesondere viel „Gegend“ und Natur. 60% der Fläche sind bewaldet, es leben 12 Menschen auf einem qKM. Also nicht sehr dicht besiedelt, was wir am Abend bei der Suche nach einem Retaurant „auf dem Lande“ auch zu spüren bekommen haben… nix zu finden. Also schnell zurück in die Hauptstadt Kuressaare, wo wir in einem Restaurant in einer typischen „Bockmühle“ noch ein gutes Essen ergattern konnten.
Die eigentlich für morgen geplante Weiterfahrt fällt leider in Wasser, bzw. dem Starkwind zu Opfer. Es sind Windstärken bis zu 8 Bft. angesagt.
Dienstag, 7. Juli 2015
Hafentag wg. Starkwind
Aufgrund des Starkwindes konnten wir uns heute noch einmal etwas intensiver die Inselhauptstadt Kuressaare (das frühere Arensburg) anschauen. Was uns wirklich überrascht hat, war die Ausstellung in der Bischofsburg, errichtet vom Deutschen Orden für die Bischöfe von Ösel-Wieck (der „deutsche“ Name der Insel). Neben den ehemaligen Räumlichkeiten der Burgherren fanden wir eine interessante Ausstellung über die frühere Geschichte der Insel im Kontext der politischen Entwicklung sowie das Leben der Fischer und Bewohner.
Neben der Burg findet man in Kuressaare viele historische Gebäude wie das Kuurhaus vom Anfang des 19. Jahrhunderts und weitere meist „antike“ Holzhäuser.
Wie auch schon an anderen Stellen im Baltikum, findet man auch auf Saareemaa viele Zeugnisse des ehemals deutschen Einflusses in diesem Teil Europas, deutsche Inschriften in Kirchen und Gebäuden sowie viele deutsche Namen, die sich in die Geschichte der Insel eingetragen haben.
Morgen geht es dann weiter ins 50 SM entfernte Kuivastu auf der Insel Muhu. Wir werden ganz früh starten, da für den Nachmittag schon wieder Starkwind im Anmarsch ist.
Mittwoch, 8. Juli 2015
50 Seemeilen
Die frühen Flieger, die Geschäftsleute auf Reisen bringen, werden ja „Pyjama-Flieger“ genannt. Wir hatten heute Morgen einen „Pyjama-Ableger“. Neben einigen weiteren Booten ging es um 3:30 Uhr Bootszeit auf die für ca. 10 bis 12 Stunden kalkulierte Reise von Kuressaare nach Kuivastu. Und es war gut, dass wir das Zeitfenster mit etwas moderateren Winden um 3 bis 4 Bft. genutzt haben. Nach unserer Ankunft im Hafen fing es dann bald wieder kräftig an zu pfeifen…
Über Kuivastu gibt es nicht viel zu berichten. Gleich neben dem Jahisadam (deutsch: Jachthafen) ist der Anleger der Fähre zum estnischen Festland nach Virtsu. Das einzige Restaurant im „Ort“ war wegen Renovierung geschlossen. Geschickt, in der Hauptsaison ein Restaurant zu renovieren… Also gab es heute Abend das, was meine Backskiste noch so hergegeben hat: Nudeln mit Tomaten-Thunfisch-Soße und frisch von Niels zubereitetem Salat von sonnengereiften Tomaten und Rigaer Edelgurken, lecker!
Morgen werden wir nach Haapsalu segeln. Ich hoffe, dass der letzte Tag für Susanne und Niels bei mir an Bord ein sonniger Abschluss mit schönem Segeln und ohne Regen wird.
Hallo Rainer, du solltest in Zukunft Reiseberichte schreiben, echt gut. Wir schmilzen auf brac bald! Echt heiß! Ich Drúck dich, paßt auf euch auf, LG ingrid
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