17 Tag: Ein Tag in Blankenberge
Blankenberge ist die vorletzte belgische Bettenburg auf dem Weg Richtung Holland. Nach Blankenberge kommen noch der Seehafen von Brügge – Zeebrügge – mit seinen Kränen und Containerverladungen und eben die letzte Hochhäusermeile Knokke-Heist, bevor die Küste mit Cadzand und Breskens in Holland weitergeht.
Was soll man zu Blankenberge sagen??? Klar, die Hochhäuser an der Standpromenade sind wirklich hässlich. Und an den Häusern in der Stadt sieht man auch auffällig viele Schilder „Te Koop“, zu verkaufen. Unsere Schätzung lag so bei 10 bis 15%. Das spricht nicht unbedingt für einen boomenden Urlaubsort.


In der St. Rochuskerk konnten wir aber noch ein anderes Gesicht von Blankenberge entdecken. Zwar ein längst verblasstes, aber wenn man in der Stadt genau hinschaut, kann man Teile davon noch erkennen. Dort war eine Ausstellung zu sehen, die die Geschichte von Blankenberge als Seebad in Bilder fasst.

Da gibt es z.B. das Belle-Epoque-Zentrum von Blankenberge. Die Gebäude in diesem Viertel sind in den Jahren von 1870 bis 1914 entstanden, in denen der Tourismus eine immer bedeutendere Rolle einnahm und diese durch einen gewissen Wohlstand der entsprechenden gesellschaftlicher Gruppen begünstigt wurde. Die alten Gebäude aus dieser Zeit, die an der Promenade standen mussten dem Bedarf an modernen Urlaubs-Apartments weichen. Sehr schade.




Und zwischen den Neubauten stolpert man immer wieder über hübsche Kleinode:


Und auch die Treppenaufgänge zwischen den Häuserschluchten zur Promenade auf dem Deich geben einen Eindruck, wie es hier wohl einmal vor 100 oder 150 Jahren aussah…



Und so ist es mit Blankenberge wie mit vielen Dingen: Irgendwas nettes hat jeder Ort…
Und vom Paravent aus dem 18. Jahrhundert nehmen Annette und ich eine Erkenntnis aus Blankenberge mit:

Leider ist es während unseres Aufenthaltes in Blankenberge vor der Küste zu einem tragischen See-Unfall gekommen. Am Samstagmorgen ist eine Yacht aufgrund eines Kielverlustet gekentert. Zwei der sechs Segler sind ertrunken, einer wird noch immer vermisst. Die Yacht nahm an einer Regatta vor der belgischen Küste teil. Der Skipper und Eigner der Yacht und gleichzeitig eines der Opfer war der in Seglerkreisen bekannte Yachtkonstrukteur Franz Maas, aus dessen Feder auch mein Bootstyp, die Compromis 777, stammt.
18 Tag: Von Blankenberge nach Scheveningen, 70 sm
Mit ehrgeizigen Zielen sind wir in den 18.Tag unseres Urlaubs gestartet. Unser Plan war, in „einer Rutsche“ von Blankenberge direkt bis nach Texel zu segeln, um die letzten Tage unseres Urlaubs ohne Gezeitenrechnerei, vielleicht radelnd oder wandernd auf der westfriesischen Insel zu verbringen. Also ging es am Morgen recht zeitig los, immerhin standen rund 130 Seemeilen auf dem Programm, sicherlich mehr als 24 Stunden Fahrzeit.
Das Wetter versprach anfangs rund 4 Windstärken (mit 5er Böen), die im Tagesverlauf abnehmen sollten. Kurz nach der Hafenausfahrt setzte ich auch gleich die Segel und die Rauschefahrt konnte beginnen.

Nicht mit 16 Knoten wie der Segler auf dem Bild oben, nur mit 6 bis 7 Knoten und mitlaufender Strömung zogen wir nordwärts, vorbei an Zeeland mit den bekannten Orten wie Westkapelle, Domburg und Renesse. Wir passierten die Maasmündung (Maasmond), eine sehr viel befahrene Seestraße in den Hafen von Rotterdam. Wenn man als Sportboot hier passieren möchte, muss man sich über Funk bei der Verkehrszentrale Massmond anmelden und für die Dauer der Passage (ca. 1 Stunde) auf einem bestimmten Kanal Standby bleiben. Und tatsächlich wurde ich auch dann von der Zentrale über Funk angesprochen und gebeten meinen Kurs und meine Geschwindigkeit beizubehalten und mir keine Sorgen über die 200-Meter Fähre machen sollte, die kurz hinter unserem Heck passieren wird. Gesagt, getan! War schon spannend!

Um es aber kurz zu machen. Wir sind an diesem Tag nur bis Scheveningen gekommen. Die teilweise konfuse Welle und der nicht abnehmende Wind und nicht kleiner werdenden Wellen brachte die erste Meuterei von Annette. Aber auch ich war froh, als wir nach 13 Stunden und rund 70 Seemeilen im Hafen von Scheveningen gegen 20:15 festmachten. Morgen wollten wir dann den ursprünglich ohnehin geplanten Hafentag für eine Stippvisite in Den Haag nutzen.
Ansonsten habe ich an diesem Tag keine Fotos geschossen. Zuviel zu tun mit Boot und Mannschaft 😉 Nur eines noch, diesmal als Selfie kurz vor der Einfahrt nach Scheveningen, Wechsel der Gastlandfahne von BE auf NL.

19 Tag: Ein Tag in Scheveningen/ Den Haag
Welche ist eigentlich die Hauptstadt der Niederlande? Amsterdam oder Den Haag? Ganz einfach: Amsterdam ist die Hauptstadt und Den Haag der Regierungssitz.
Die Hauptstadt hatten wir ja schon vor nunmehr 2,5 Wochen besucht, also war nun der Regierungssitz dran. Von Scheveningen ist man ruckzuck mit der Straßenbahn in Den Haag. Verschiedene Linien verkehren zwischen dem Küstenort und dem Zentrum von Den Haag. Rund 15 Minuten dauert die Fahrt. Ohne große Vorbereitung und ohne einen Plan haben wir uns durch die Stadt treiben lassen, um einen Eindruck von ihr zu bekommen. Und der war sehr positiv. Hier ein kleiner Bilderbogen:














Den Haag könnte man sicher noch einmal besuchen und etwas intensiver in die Stadt einsteigen. Mit dem Auto von uns zu Hause in nur 2 Stunden erreichbar, eignet sich Den Haag gut für ein Wochenendtrip.
20 Tag: Von Scheveningen nach Texel, 63 sm
Noch einmal früh raus und vorher eine Gezeitenaufgabe erledigen… Um nach Texel zu kommen mussten wir durch das Schulpengat, also das Seegatt hinein ins Wattenmeer zwischen dem Festland und der Insel Texel. Hier wollte ich unbedingt bei auflaufendem Wasser ankommen, da in dem Seegatt Strömungen von bis zu 3 Knoten auftreten können. Da wollte ich nicht gegen anfahren.
Also hatte ich unsere Abfahrtzeit so festgelegt, dass wir auf dem Weg nach Norden eine komplette Tide mitlaufendes Wasser hatten und genau zu Hochwasser in Oudeschild auf Texel mit dem letzten Rest Flutstrom ankommen sollten. Dass hieß aber auch, dass wir die ersten rund fünf Stunden der Reise – von Scheveningen bis ungefähr Ijmuiden – gegen die Strömung fahren mussten. Das lässt sich bei Passagen von mehr als einer Tide leider nicht vermeiden, maximal optimieren.

Also ging es um 7:00 Uhr los mit einer errechneten Ankunftszeit auf Texel um ca. 17:30 Uhr. Leider wurde die gesamte Fahrt unter Motor zurückgelegt, da der Wind von 2 Bft. für das notwendige, zügige Vorankommen nicht ausreichte. Das Großsegel hatte ich trotzdem gesetzt, um dem Schiff ein wenig mehr Stabilität in der noch vom Wind der Vortage vorhandenen „alten Welle“ zu geben.
Die Reise verlief annähernd ereignislos. Vor Ijmuiden kreuzten wir unser Kielwasser vom Start unserer Reise nach England von Tag 3 unseres Törns. Kurz darauf wurde ich per Signalhorn von einem zweihundert-Meter-Frachter höflich gebeten, doch ein wenig Platz für ihn zu machen (hatte der kein Funk?) und etwas westlich vom Schulpengat fand eine „Live-Firing-Exercise“ der Marine statt und alle Schiffe in der Gegend wurden von dem Boot der Küstenwache „Guardian“ angewiesen, ausreichen Abstand zu halten. Das machten wir doch gerne…


Wie geplant sind wir dann gegen 17:30 Uhr auf unserer Lieblingsinsel Texel angekommen. Vor uns liegen nun noch 2 Tage radeln, bummeln, beachen bei herrlichen Wetteraussichten. Und am Freitag noch ein entspannter Trip von 30 Seemeilen in den Heimathafen nach Warns.
Hiermit beende ich dann auch meinen diesjährigen Segel-Reisebericht von unserem Törn nach England. Ein kleines Resümee wird es dann noch in ein paar Tagen geben.
Vielen Dank und schön, dass Ihr dabei wart! Wir hoffen, es hat Euch gefallen!
Annette und Rainer
Sehr schöne Berichte – Danke!
LikeLike
Gerne, Bruder!
LikeLike
Na dann noch zwei schöne Landtage Euch beiden! Gruß Sasan
LikeLike
Danke! Die sind jetzt auch schon wieder vorbei. Morgen kommt die letzte Etappe und Samstag Mittag nach Hause. Grüße und bis Montag
LikeLike
Klasse Bericht Rainer. Das habe ich jetzt mal in einem Zug durchgelesen und viel dabei gelernt. Ich wußte gar nicht, dass Lümmel trocken fallen kann?
Gtuß Klaus
LikeLike
Vielen Dank! Aber nein, Klaus, Lummel hat einen Finnkiel und kann nicht trocken fallen. In Faversham bin ich einfach in dem weichen Schlick eingesunken und stecken geblieben. Geht mit deiner Maris sicher auch!
LikeLike
Schade, Rainer. Ich bin am Dienstag in Amsterdam gestartet und wollte erst in Scheveningen einen Halt einlegen. Doch der Hafen war voll und im Vorhafen wollte ich nicht festmachen. Bin dann weiter nach Nieuwport. Sind wir uns da vielleicht irgendwo entgegen gekommen? Also dann nächstes Jahr ein neuer Versuch des Treffens.
LikeLike
Also ich bin gegen 12:00 Uhr in Ijmuiden vorbeigekommen. Hab dich nicht gesehen😉 ich werde dir mal weiter folgen. Du kommst auf dem Rückweg ja wieder in Holland vorbei. Vielleicht ist dann ja Wochenende und ich unterwegs. Gute Reise weiter!
LikeGefällt 1 Person
Ja, haben wir uns auf Kanal verpasst. Ich war 13.45 Uhr in der Schleuse. Einen Moment dachte ich auch Lümmel kommt mir entgegen, aber es war ein anderes Boot. Dann auf dem Rückweg…
LikeLike
Schön, dass Ihr wieder zu Hause seid!
LikeLike
Ich hätte noch ein paar Tage, Wochen, Monate dranhängen Können 😉
LikeLike
Ob es uns gefallen hat !? Den puren Neid habt ihr bei uns erzeugt. 😉
ABER: Es sei euch gegönnt.
UND: Wir haben unseren Urlaub noch vor uns!! 🙂
LikeLike
Hallo Klaus, Du sieht ich arbeite wieder, da dauern die Antworten etwas länger!
Euch auch schöne Ferien, viele Grüße,
Rainer
LikeLike
Habt Ihr mal wirder fein gemacht!
LikeLike
🙂
LikeLike