Samstag, 8. August 2015
37 Seemeilen
Der Tag begann mit Dauerregen. Zunächst alles grau in grau. Und auch von Wind keine Rede. Nach dem Frühstück ging es dann trotzdem auf die ca. 35-Seemeilen Etappe in Richtung Ystad. Wir verließen das graue Rönne gemeinsam mit der High-Speed-Fähre Villum Clausen, die allerdings die Strecke nach Ystad in etwas mehr als eine Stunde zurücklegt. Geschwindigkeit: 37 Knoten, ca. 60 km/h… Wir werden sie an dem Tag och ein paar Mal sehen, jeweils in die eine oder andere Richtung…
Nach ca. 10 Seemeilen mussten wir das Verkehrstrennungsgebiet Borholmsgattet im 90°-Winkel queren. Der zwischenzeitlich aufgekommene Wind war dann jedoch wieder weg, so dass wir uns unter Motor zwischen den Frachtern hindurch schlengelten. Und mitten drin in der „Schiffsautobahn“ begegnete uns ein abgestürzter Luftballon, leider ohne Adressenanhänger. Sonst hätte sich vielleicht ein schwedisches oder dänisches Kind über eine Postkarte von der Ostsee gefreut! Ganz ohne Rätsel!
Da der Wind nicht besser wurde, hatten wir unser Abendessen mal wieder unterwegs. Die fangfrischen Dorsche landeten in der Pfanne. Und pünktlich als wir den letzten Bissen gegessen hatten, kam eine schöne Abendbrise auf, so dass wir noch die letzten 10 Meilen bis Ystad in den Abend hinein segeln konnten.
Sonntag, 9. August 2015
37 Seemeilen
Der Tag in Ystad begann ganz anders als der Vortag in Rönne. Herrlicher Sonnenschein weckte uns recht früh am Morgen. Es wird bei Sonnenschein recht schnell warm im Boot, so dass dann das Aufstehen nicht ganz so schwer fällt. Außerdem wollten wir noch Einkaufen und dies mit einem kleinen Bummel durch die „Krimi-Hauptstadt“ Schwedens verbinden.
Es ist eine nette Stadt, dieses Ystad. Links und rechts der Haupteinkaufsstraße nette Gässchen, ein altes Rathaus und ein katholische Kirche, die Sankt-Marien-Kirche. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen fand im Rahmen einer Festveranstaltung schwedischer, norwegischer, dänischer und finnischer Marine statt. Und der Begriff Tyskland in der Ankündigung (siehe Bild unten), lässt auch auf eine deutsche Beteiligung schließen. Deutsche Soldaten hatten wir aber nirgends gesehen.
Nach diesem sonnigen Bummel durch Ystad starteten wir gegen 12:00 Uhr in Richtung Falsterbo, südlich von Malmö. Dabei ging es u.a. vorbei an dem Fährhafen von Trelleborg, der sicher einigen als „Einfallstor“ für einen Schweden-Besuch bekannt ist. Alte Bekannte aus Travemünde trifft man hier viele. Als wir die Hafeneinfahrt passierten, verließ gerade die Huckleberry Finn den Hafen in Richtung Travemünde, meinen Starthafen der Ostseereise. Und weit weg sah man auch die Peter Pan aus Travemünde anrauschen.
Nach 8 Stunden herrlichem Sonnenschein-Segeln ging es das letzte Stück bis zu unserem Zielhafen noch durch den Falsterbo-Kanal. Der Falsterbo-Kanal durchsticht die Halbinsel Skanör und macht die Reise von Osten kommend in den Öresund um ca. 8 Seemeilen kürzer. Hinter einer Klappbrücke am nördlichen Ende des Kanals hatten wir dann um 20:00 Uhr den Yachthafen Falsterbokanalen erreicht.
Montag, 10. August 2015
22 Seemeilen
Heute werden wir Kopenhagen erreichen! Die dänische Hauptstadt hatte ich auf all meinen Planungen im Vorfeld eigentlich nie richtig auf dem Zettel. Erst in Stockholm kam mir der Gedanke, in einigen langen Schlägen Richtung Süden Kopenhagen zu erreichen. Lust meines Mitseglers Jörg vorausgesetzt. Die hatte er! Von Kopenhagen sind dann die Möglichkeiten ganz gut, in relativ kleinen Etappen zwischen den Inseln Falster, Mön, Lolland und Langeland mit Annette Richtung Kiel zu bummeln.
Unser Weg Richtung Kopenhagen führte uns bei eher schwachem Wind vorbei an einem großen Windpark und der Öresund-Brücke zwischen Dänemark und Malmö in Schweden. Das fast 8 Kilometer lange und 204 Meter hohe Bauwerk ist im Jahre 2000 fertig gestellt worden und kostete rund 1 Mrd. €!
Und es war auch Zeit ein wenig zu dösen oder wichtige Informationen mit der Heimat auszutauschen…
Am Abend liefen wir dann in Kopenhagen im Christianshafen ein. Ein echter Stadthafen, mitten in einem Kanal des „Venedigs“ des Nordens.
Dienstag, 11. August 2015
Hafentag
Gleich am Morgen ging es dann zum Flughafen um Annette dort abzuholen. Die (fahrerlose) Metro fährt von der City rund 15 min zum Flughafen.
Annettes Flug war pünktlich und nach fast 2 Monaten haben wir uns endlich wiedergesehen 🙂 10 Tage werden wir nun gemeinsam Richtung Kiel segeln.
Am Nachmittag hat dann Jörg den Weg nach Hause angetreten. Jörg und ich haben, sind in den 10 gemeinsamen Tagen rund 400 Seemeilen abgesegelt. Am Ende werden das wohl 20% der gesamten zurückgelegten Stecke sein. Danke für die tatkräftige und wirklich nette Begleitung, Jörg!
Zuvor sind wir aber noch gemeinsam einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen: Einer Turmbesteigung! Die Erlöserkirche in Kopenhagen hat einen interessanten Turm, von dem man einen herrlichen Blick über die Stadt hat.
Mittwoch, 12. August 2015
Hafentag
Natürlich kann man sich eine Stadt wie Kopenhagen nicht komplett an einem Tag erschießen. Einen guten Eindruck von dem Flair einer Stadt bekommt man aber, wenn man sich mit dem Fahrrad auf den Weg macht. So, wie ich es schon mit Franzi und Konstatin in Stockholm gemacht habe. Man sieht mehr an einem Tag, weil der Radius mit dem Fahrrad ein viel größerer ist. Und man hat keine Blasen an den Füßen vom Laufen, höchstens am Hintern vom Sattel… Außerdem ist Kopenhagen eine sehr fahrradfreundliche Stadt. Breite und gut ausgebaute Radwege führen durch die gesamte City. Morgens und abends sieht man lange Kolonnen an Radlern in die Stadt hinein bzw. wieder heraus.
Also ging es radelnd vorbei an den Touristenattraktionen Kopenhagens, von denen ich einige abgelichtet habe, nicht alle… Es sind zu viele 😉 Und leider sind im Moment recht viele Baustellen in Kopenhagen. Direkt auf dem Platz vor der Staatstheater und auch auf dem Rathausplatz nahe des Tivolis. Es sieht so aus, als ob die Metro-Linien (U-Bahn) weiter ausgebaut werden. Zufällig kamen wir auch zur richtigen Zeit am Rosenborg-Palast vorbei, als gerade die Wachablösung stattfand. Und natürlich darf die 1,60 große (besser kleine) berühmte Meerjungfrau nicht fehlen. Interessant fand ich am Kreuzfahrtterminal auch den Cruiser „Wind Surf“, der mit seinen fünf Masten wie eine segelnde Badewanne aussieht.
Besonders gut, insbesondere von innen, hat uns die Frederikskirche – auch Marmorkirche genannt – nahe des Rosenborg-Palastes gefallen.
Von einem weiteren Ort hätte ich gerne auch Fotos mitgebracht. Von dem Stadtteil der autonomen Szene Christiana unweit des Hafens. Gleich am Anfang stehen jedoch große Schilder, die den Besucher höflich bitten, keine Fotos zu machen. Klar, denn an jeder Ecke wird von Vermummten mit Marihuana aller Qualität und Güte gehandelt… Glücklicherweise gibt es aber Wikipedia. Bitte schön:
https://de.wikipedia.org/wiki/Freistadt_Christiania
Es war ein schöner und sonniger Tag in Kopenhagen, den wir noch mit einem kleinen Konzert einer norwegischen Band in einer Kneipe auf „unserem“ Kanal unweit von LuMMEL beschlossen.
Kopenhagen hat uns sehr gut gefallen. Eine Stadt, in die wir sicher noch einmal zurückkehren werden! Morgen werden wir dann Kopenhagen verlassen und einen weiteren Schritt gen Heimat machen. So wie es aussieht, werden wir bis zum Nachmittag die Segel nicht auspacken brauchen. Die Windvorhersage ist für morgen recht mau…
Bald ist deine Reise zu Ende, schade. Ich lese nämlich gerne deine tollen Berichte!!! Ich bin ganz dankbar, das es dir so gut geht. Jetzt kann ich schon sagen, bis bald! LG Grüße auch an Annette, ingrid
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