Der Emdener Außenyachthafen, betrieben vom Emder Yachtclub, ist als Zwischenstopp für einen längeren Reisestopp auf der Reise von den Niederlanden in den deutschen Teil der Nordsee sowie den ost- und nordfriesischen Inseln ideal. Zumal gut mit dem Zug erreichbar, wenn nicht gerade gestreikt wird. Als Dauerliegeplatz bietet Emden jedoch nicht allzu viele Ziele, die man als Wochenendsegler ansteuern kann. Und jedes Wochenende nach Borkum oder Norderney? Nein, dass war nicht mein Plan. Deshalb ging es am ersten Septemberwochende auch wieder zurück in meine Bootsheimat Niederlande, genau gesagt nach Warns am Ijsselmeer.
Bedingt durch den Streik der Deutschen Bahn musste die Anreise schon am Mittwochabend erfolgen. Am Donnerstag wurde dann im Clubhaus des Emder Yachtclubs „Harbouroffice“ betrieben (vielen Dank an den Hafenmeister, dass ich dort wunderbar arbeiten konnte) und am Freitagmorgen sollte es mit ablaufendem Wasser auf die erste 60-Meilen-Etappe die Außenems hinunter über die Nordsee nach Lauwersoog/ NL gehen. Sehr schön war, dass mein jüngster Sohn Konstantin mich auf der Reise begleitete.
Nach getaner Arbeit am Mittwoch ging es dann zu einem Feierabend-Besuch in die Emsmetropole Ditzum, die kurz vor dem Emssperrwerk liegt. Irgendwann hatte ich mir mal in den Kopf gesetzt, dem Motto von Ditzum Folge zu leisten und dort „Festmachen, Backfisch essen“. Und diese auf Sicht letzte Chance wollte ich nutzen. Mangels Wind sind wir die ca. 5 Meilen-Distanz mit dem Diesel gemütlich getuckert. Bei herrlichem Wetter und Sonnenuntergang auf dem Rückweg. Ditzum, ein schönes Friesendorf, in dem tatsächlich auch noch einige aktive Fischtrawler beheimatet sind.




Hochwasser war für Freitag gegen 10:00 Uhr angesagt. also mussten wir nicht zu früh aus den Federn, konnten in aller Ruhe frühstücken und das Boot für die Reise vorbereiten. Kaum aus dem Hafenkanal raus, gingen auch schon die Segel hoch und der Motor aus. Trotz der eher ungünstigen Windrichtung aus NNW der Stärke 3 Bft, sind wir die komplette Ems mit ein paar Kreuzschlägen hinuntergesegelt. Als wir dann die Nordsee erreicht hatten, ließ der Wind leider so sehr nach, dass wir erst nach einer ca. 3stündigen Motorfahrt wieder segeln konnten. Auch ein Versuch mit dem Leichtwindsegel voran zu kommen brachte keinen Erfolg. Leider war der Seegang trotz des wenigen Windes so hoch, dass die Segel nur hin- und herschlugen. Belohnt wurden dann nach der Motorfahrt aber mit konstantem Wind bis vor die Hafeneinfahrt von Lauwersoog, die wir gegen 22:00 Uhr erreichten. Die letzten eineinhalb Stunden dann im Dunkeln. So konnten wir mal wieder unser Wissen über die verschiedenen Lichterkennungen der Leuchttonnen auffrischen. Spannend!
Abendessen, schlafen, frühstücken und weiter ging die Reise am nächsten Morgen erneut gegen 10:00 Uhr. Wieder ging es bei Hochwasser, ablaufendem Wasser und Wind aus Nord, vorbei an einer Seehund-Bank Richtungen Nordsee. Und schon wieder konnten wir den Motor direkt nachdem wir aus dem Hafen heraus waren stoppen und die Segel setzen. Diesmal mussten wir den Motor auch erst wieder anmachen, als wir vor der Hafeneinfahrt unseres nächsten Etappenziel – Vlieland – ankamen. Nein. Korrektur. Für ca 20 Min. musste die Maschine doch ran. Im Seegatt zwischen den Inseln Schiermonnikoog und Ameland, dem Westgatt. Schon erstaunlich, welch hohe und kurze Welle bei der Konstellation Wind gegen die Strömung schon bei einer Windstärke von 3 dort an der Flachstelle steht. Dagegen „an zu segeln“ in dem doch engen Fahrwasser machte keinen Sinn, daher für ein paar Minuten der Motor an, bis wir wieder in ruhigerem Wasser waren und weitersegeln konnten. Ab Mittag ließ sich dann auch noch die Sonne blicken, so dass wir einen herrlichen Sommer-Schlag entlang der Inseln Ameland und Terschelling machen konnten. Und wir konnten auch unsere bunte Blase zum Einsatz bringen, die bei den doch moderaten Winden für deutlich mehr Vortrieb sorgte. Und auch die Ansteuerung von Vlieland war eine in der Dunkelheit, die wir dann souverän meisterten, kannten wir vom Vorabend ja schon die verschiedenen Leuchtfeuerkennungen, die der Schifffahrt den Weg in der Dunkelheit leiten. Gegen 22:00 Uhr lagen wir dann fest im Yachthafen von Vlieland.





Zur letzten Etappe mussten wir früher starten. Der Gezeitenkalender hatte unseren Wecker auf 5:30 gestellt, damit wir gegen 6:00 Uhr auslaufen konnten. Vlieland hatten wir also nur in der Dunkelheit gesehen. Belohnt wurden wir mit einem abermals herrlichem Segeltörn mit einem glutroten Sonnenaufgang. Und auch auf dieser Etappe waren uns Wind und Wetter so zugeneigt, dass wir abermals den Motor kaum zur Hilfe nehmen mussten. Gegen 17:00 Uhr und insgesamt 162 Seemeilen erreichten wir dann den Heimathafen Warns.
Es war ein insgesamt herrlicher Überführungstörn von Emden nach Warns. Wind und Wetter stimmten perfekt. Wir mussten kaum motoren und konnten fast die ganze Strecke CO2-neutral zurücklegen. Unser Dank den Wind- und Wettergöttern! 🙂
Jetzt liegt Canata nach 2 Monaten Abwesenheit wieder auf ihrem angestammten Liegeplatz. In den nächsten Wochen wird sicher nochmal ein Herbsttörn unternommen, bevor dann die Saison zu Ende geht. Canata wird den Winter aber wieder im Wasser verbringen. Vielleicht klappt es ja auch mal mit einem Wintertörn?!
Hi Rainer,
dein ältester hat mich auf deinen Block aufmerksam gemacht. Es macht mir Freude hin und wieder mal vorbei zu schauen und deine Artikel zu lesen. Da kommt fernweh auf! (Und natürlich Lust auf Backfisch und Kibbeling)
Beste Grüße vom Frühstückstisch
Klaas
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Moin Klaas! Nein, nicht mein ältester, der jüngste war es 🙂 Schöne Grüße, Rainer
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