Seit meiner langen Ostseereise im letzten Jahr habe ich mich hier sehr rar gemacht. Anderen Dingen musste mal wieder Priorität gegeben werden! Es gab aber auch keine großen seglerischen Ereignisse mehr im Jahr 2015. Noch zwei, drei Wochenend-Segeleien und dann kam LuMMEL bald auch schon ins verdiente Winterlager.
Seit Ostern schwimmt LuMMEL wieder und wartet natürlich auf große Fahrt! Und die sollte es auch gleich am Anfang der Saison – am Himmelfahrtswochenende – geben. Nicht wieder ein paar Monate, nein, nur ein paar Tage. Aber dafür einmal quer über die Nordsee nach England, Fish’n Chips essen und wieder retour. Bei optimalen (Wetter- und Wind-)Bedingungen eigentlich gut zu schaffen. Östliche Winde sollten mich gut Richtung England ´rüber bringen und für die Rückfahrt hatte ich schon mal genug Diesel dabei, da eher wenig Wind und auch nicht aus der optimalen Richtung angesagt war. Eine Richtung von Warns nach Lowestoft in Ostengland, das war mein genaues Ziel, rund 140 nautische Meilen, ca. 260 km. 35 Stunden hin, 35 Stunden zurück, so meine Kalkulation bei 4 Knoten Fahrt. So ein langes WE hat ja immerhin rund 100 Stunden 😉
Also ging es am Mittwochmittag, ausgerüstet mit den aktuellsten Seekarten, einer britischen Gastlandflagge, Diesel und reichlich Lebensmitteln, mit dem Auto zum Boot, am späten Nachmittag über das Ijsselmeer durch die Stevinssluis in die Nordsee und um 23 Uhr war ich in Den Helder, dem wichtigsten niederländischem Marinehafen und meinem geplanten Absprungort nach Lowestoft.
Den Absprung über den „kleinen Teich“ hatte ich dann am Donnerstag morgen um 7:30 Uhr zu Hochwasserzeit gewagt. Vorbei am Leuchturm Huisduinen am Seegat zwischen Texel und Nord-Holland, schob mich das ablaufende Wasser und die schöne östliche Brise dann auch recht zügig vom Wattenmeer auf die offene Nordsee hinaus. Bereits nach ca. 5 Stunden war es dann vorbei mit der Herrlichkeit, der Wind wurde sehr schwach, so dass ich den Motor zur Hilfe nehmen musste. Klar, dass man evtl. zwischendurch mal den Motor brauchen würde. Vorbei ging es an einigen Ölplattformen und Frachtschiffen.
Aber der Wind kam leider nicht wider… So war das allerdings nicht geplant :-(. Gegen 19:00
Uhr, zu diesem Zeitpunkt hatte ich ca. die Hälfte geschafft, kamen mir allerdings Zweifel, ob es wirklich Spaß macht, noch weitere 12 bis 15 Stunden unter Motor weiter zu fahren. Zumal der Rückweg noch mit schon eingeplanter Motorzeit anstand. Schweren Herzens entschloss ich mich dann, meine „ Eroberung der britischen Krone“ auf ein anderes Mal zu verschieben. Bei etwas mehr Zeit und etwas mehr Wind.
Also kehrt Marsch und zurück nach Holland, statt Fish’n Chips also doch „nur“ Frikandel Spezial. Auch lecker! Gegen 6 Uhr morgens war ich dann in Ijmuiden angekommen. Müde aber mit meiner Entscheidung im Reinen. Zur Belohnung bin ich dann die letzten Stunden durch die doch noch recht kalte Nacht (6° C) bei moderatem Wind und gegenläufiger Strömung gesegelt.
Nach einer Mütze Schlaf und Motorraum leer Pumpen (durch eine nicht festgezogene Entlüftungsschraube sind während der langen Fahrt ca. 1,5 Liter Diesel im Motorraum ausgelaufen ) bin ich dann am Mittag mit auflaufendem Wasser wieder Richtung Norden zum Wattenmeer aufgebrochen. Zunächst mit schönen Wind, aber dann war wieder der Motor am Zuge, allerding bei herrlichstem Kaiserwetter. Tagesziel war der Waddenhaven von Den Over, dem nord-östlichsten Ort der ehemaligen Insel Wieringen, bevor das Ijsselmeer eingedeicht würde und Den Oever zum Festland wurde.
Während ich den Bericht nun schreibe, liege ich mit LuMMEL in Medemblik am Ijsselmeer, wo ich am Samstagnachmittag nach ein paar Stunden „Bootfahren Ohne Motor“ – also Segeln – angekommen bin. Am Sonntag geht es dann zurück nach Warns, meinem Heimathafen. So endet ein sonniges, aber leider nur Leichtwind-Wochenende mit einem: So what? England muss warten!
Mist. Nächstes Mal zusammen.
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Ja, als Compromis-Flotille!
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Schöner Bericht, Rainer. Ich wäre wirklich froh, wenn mein Boot ins Wasser könnte. Leider hat die Grundberührung letztes Jahr in Estland Schäden verursacht. Nun habe ich eine richtig große Baustelle (GFK Arbeiten), die mir langsam aus dem Ruder läuft.
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Hallo Heinz, son Schiet… Ich hoffe du kannst Deine Nordseepläne für dieses Jahr realisieren. Habe mich schon auf ein gemeinsames Bier in Holland gefreut!
Bleibt tapfer und Grüße, Rainer
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Hallo Heinz
Son Schiet.
Ich hatte auch schon 2 mal intensiv Grundberührung
Bleibt nicht aus in den Schärengewässern.
Ich hoffe meine Rumpflackierung Ende Mai fertigzustellen
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Hallo Rainer, wie schade für dich. Du hast viel geleistet, Hut ab! LG Ingrid
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Hi Inge, wird schon noch klappen 🙂 War aus so klasse mein Ausflug in die Nordsee!
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Schöner Bericht!
Ich will dieses Jahr wieder rüber, Flottille wäre also möglich.
Hamlet
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Hallo Hamlet,
dieses Jahr werde ich wohl nicht mehr können… Leider.
Nächstes Jahr auf ein Neues!
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Du hast ja noch
viel Zeit und Chancen. Irgendwann klappt es bestimmt. Ich drücke dir die Daumen.
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Das stimmt 🙂
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Hallo Rainer
Ich bin voll begeistert
Du hast wirklich den Segelvirus in dir
Und klug den Törn abzubrechen, als er nicht mehr aussichtsreich erscheint
Ich hab Himmelfahrt nen Ruhetag eingelegt
Nach meinem 5,5 Wochen-Überführungstörn von Griechenland nach Belgien hab ich mich rasch auf Swantje gestürzt. 6 mal 4 Stunden Schleifen. Der gesamte Rumpf ist jetzt bis zum Gelcoat abgeschliffen.
Morgen wird die erste Primer-2Komp-Schicht aufgebracht😊
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Hallo Rainer, voll der Virus, kann ich dir sagen…
Dann kommt deine Swantje ja bestimmt bald ins Wasser.
Gutes Gelingen für’s Finisch!
Grüße, Rainer
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